„Wie bitte?“ – Schwerhörigkeit kann akute Ursachen haben, ist aber bei den meisten Menschen ein schleichender Prozess, der sich mit dem Alter verstärkt. Wer sein Gegenüber nicht richtig versteht und öfters nachfragen muss, sollte einen Hals-Nasen-Ohrenarzt oder einen Hörgeräte-Akustiker aufsuchen. Mit einigen einfachen Tests lässt sich feststellen, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist, ob sich therapeutisch etwas machen lässt, oder ob Hörgeräte in der Freizeit und gegebenenfalls am Arbeitsplatz die Schädigung des Gehörs kompensieren können. Denn eines wird jedem, der unter Schwerhörigkeit leidet, sehr schnell deutlich: Wer einem Gespräch nicht folgen kann, ohne dauernd nachzufragen, zieht sich bald in sein Schneckenhaus zurück. Fehlende Kommunikation bedeutet nicht nur Verlust an Lebensqualität, sondern auch Vereinsamung.
Wahrnehmung oder Weiterleitung gestört
Das Wortungetüm Schallempfindungsschwerhörigkeit bezeichnet Probleme bei der Wahrnehmung von Schallwellen. Diese Form der Hörbehinderung hat ihren Ursprung im Innenohr und wird deshalb auch als Innenohrschwerhörigkeit bezeichnet. Sie steht im Gegensatz zur Schallleitungsschwerhörigkeit, die das Mittelohr oder den äußeren Gehörgang betrifft. Schallempfindungsschwerhörigkeit gehört zu den häufigsten Schwerhörigkeiten, da sie altersbegleitend auftritt. Heute ist bereits jeder Dritte über 65 Jahren von einem mehr oder weniger starken Hörverlust betroffen. Auch dauernder Lärm ab etwa 80 dB – am Arbeitsplatz oder durch zu laute Musik – ist eine Ursache für Probleme mit dem Innenohr. Neben der chronischen Schallempfindungsschwerhörigkeit gibt es auch akute Formen, die etwa durch einen Hörsturz, durch Infektionskrankheiten wie Masern, Röteln und Mumps oder auch durch Schädelverletzungen verursacht sein können. Lärm oberhalb der Schmerzgrenze, rund 120 dB, kann ebenfalls akute Schallempfindungsschwerhörigkeit auslösen. Eine angeborene Schallempfindungsschwerhörigkeit tritt beispielsweise auf, wenn die Mutter während der Schwangerschaft an Röteln erkrankt ist.
Der Begriff Fehlhörigkeit passt besser
Genau genommen bewirkt die gestörte Schallempfindung keine Schwerhörigkeit, sondern eine veränderte Wahrnehmung des Schalls. Da die Empfindlichkeit des Ohrs zuerst für hohe Frequenzen verlorengeht, klingt alles sehr dumpf – etwa so, wie wenn Sie bei der HiFi-Anlage die Höhen ganz nach unten regeln. Sprache wird dadurch schwerer verständlich und ist in einer lauten Umgebung nicht mehr von Hintergrundgeräuschen zu trennen. Wenn Sie zu Hause noch alles mitbekommen, im Restaurant aber Schwierigkeiten haben, Ihre Tischgenossen zu verstehen, ist das ein Alarmzeichen. Arzt oder Hörgerätespezialist können Ihr subjektives Empfinden objektivieren. Wo früher die klassische Stimmgabel zum Einsatz kam, gibt es heute aufwendige Tonschwellenaudiogramme, die Ihre Wahrnehmungsfähigkeit für einzelne Frequenzen aufzeichnen.
Hörgeräte verhindern eine Verschlimmerung
Leider lässt sich das Hörvermögen bei einem bereits eingetretenen Verlust der Schallwahrnehmung in den meisten Fällen nicht durch eine Therapie wiederherstellen. Bei einer schweren Schädigung kann ein Implantat (Cochlea-Implantat) die Funktion des Innenohrs übernehmen. Die gute Nachricht für alle Betroffenen: Ein modernes Hörgerät verstärkt die vom Innenohr nicht mehr ausreichend wahrgenommenen Frequenzen so weit, dass das volle Frequenzspektrum wieder zur Verfügung steht. Außerdem können sie ein Fortschreiten der Erkrankung bremsen. Ein kostenloser Hörtest zeigt, ob bei Ihnen ein Hörverlust vorliegt, wie weit dieser fortgeschritten ist und welche technischen Möglichkeiten es gibt, damit Sie wieder mitbekommen, wenn gut oder schlecht über Sie gesprochen wird.
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