Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten nach christlicher Überlieferung im Matthäus-Evangelium die Weisen aus dem Morgenland als Geschenke an die Krippe Jesu. Theologen beschäftigten sich umfassend mit einer Auslegung dieser drei Gaben. Klar wird aber auch dem Laien die Wertschätzung, die schon in der Antike dem Weihrauch beigemessen wurde, wenn er hier auf eine Stufe mit Gold gestellt wird. Schon zur Zeit von Jesu Geburt war Weihrauch nicht nur als Kultgut bei Götterverehrung und Gebet bekannt, sondern auch als Heilmittel zur Wundbehandlung und als duftende Zugabe von Kosmetika. Die Weihrauchstraße als Handelsweg im Nahen Osten war für das begehrte und entsprechend teure Handelsgut ebenso wichtig wie die berühmte Seidenstraße für den Handel mit China. Heute erlebt Weihrauch vor allem in Form von Weihrauchöl eine Renaissance.
Gewonnen aus dem Harz des Boswellia-Baums
Ende März startet in den klimatisch geeigneten Anbaugebieten die Ernte von Harz des Weihrauchbaums (Boswellia). Dazu wird der Stamm so tief angeschnitten, dass das Harz austritt. Die südarabischen Länder Oman und Jemen sowie Indien sind nach wie vor im Geschäft, aber mehr als achtzig Prozent der Ernte stammen heute aus Somalia in Afrika. Auch für andere sehr trockene afrikanische Länder wie Eritrea und der Sudan bedeutet Weihrauch eine Einnahmequelle. Während die erste Ernte oft minderwertig ist, verbessert sich die Qualität über die kommenden Monate. Ätherische Öle machen etwa fünf bis zwölf Prozent des Weihrauchs aus, Hauptbestandteil ist reines Harz mit einem Anteil von etwa fünfzig bis achtzig Prozent. Das Öl wird durch Wasserdampf-Destillation extrahiert.
Studien sind noch unzureichend
Weil es kaum aussagekräftige Studien gibt, darf Weihrauch in Deutschland nicht als Medizinprodukt verkauft oder verschrieben werden. Indischer Weihrauch ist aber im Europäischen Arzneibuch eingetragen, und die aus der Überlieferung bekannten Wirkungen werden auch heute bestätigt. Hier geht es neben der allgemeinen Stärkung des Immunsystems vor allem um Rheuma, Schmerzen, Entzündungen und chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn. Ganz ohne medizinische Studien kann sich jeder von dem angenehmen Duft des Weihrauchöls und seiner entspannenden Wirkung überzeugen.
Einnahme oder äußerliche Anwendung
Weihrauch gibt es als Nahrungsergänzung in Kapseln und Tabletten. Verbreiteter ist die Anwendung von Weihrauchöl in kosmetischen Cremes, Gels und als Balsam. Es wirkt gegen Trockenheit der Haut und entzündliche Reizungen. Vor dem Schlafengehen angewendet, trägt der süße, zitronenähnliche Geruch bei vielen Menschen zur Entspannung und zur Linderung von Unruhe bei und verbessert so die Schlafqualität. Sind diese Indikationen Hauptgrund für die Anwendung, ist eine Inhalation des Öls noch wirksamer. Zwei bis drei Tropfen auf eine Schüssel mit kochendem Wasser sind völlig ausreichend. Nach kurzer Abkühlung wird der Wasserdampf unter einem Handtuch eingeatmet, wie man es auch bei Inhalationen gegen Erkältung macht. Stehen Gelenkbeschwerden im Fokus, wird das Weihrauchöl entweder direkt an den betroffenen Stellen einmassiert oder in Form von Kompressen angewendet. Mit einem Weihrauchbad lassen sich die Vorteile von äußerer Anwendung und Inhalation sehr einfach kombinieren.
Bild: Bigstockphoto.com / Madeleine Steinbach